Die Hausmamsell vom Pfarrhof, Marie van Loos, steht am Küchenfenster und schaut über den Weg hinauf, weit hinauf. Sie kennt die beiden dort am Gatter; es sind wirklich der Telegraphist Rolandsen, ihr eigener Verlobter, und die Küsterstochter Olga. Das war nun schon das zweitemal in diesem Frühjahr, daß sie die beiden beieinander sah; was sollte das heißen? Hätte die Jungfer van Loos nicht gerade jetzt soviel zu tun gehabt, würde sie einfach zu ihnen hinaufgegangen sein und eine Erklärung verlangt haben.
Aber hatte sie jetzt etwa Zeit? Auf dem ganzen weitläufigen Pfarrhof herrschte große Geschäftigkeit, stündlich konnte die neue Pfarrersfamilie eintreffen. Der kleine Ferdinand hat an einem Dachfenster Posten fassen müssen; er soll über die Bucht Ausguck halten und die Ankunft melden, damit der Kaffee für die Reisenden gleich bereit stünde. Sie konnten es brauchen, sie kamen im Boot von Rosengaard, einer Dampfschiffhaltestelle, die eine Meile weit entfernt war.
Noch liegt Schnee und Eis, aber es ist Mai und gutes Wetter, und die Tage sind also hell und lang über dem Nordland. Elster und Krähe sind mit ihren Nestern schon weit gekommen, und auf den schneefreien Hügeln grünt das Gras. Und im Garten begann die Weide schon auszuschlagen, obwohl sie noch im Schnee stand.
Nun kam es darauf an, was für ein Mann der neue Pfarrer war. Die ganze Gemeinde war darauf gespannt. Eigentlich sollte er ja nur Stiftskaplan sein, bis ein neuer ständiger Pfarrer ernannt würde; aber die Stiftskaplane konnten oft lange in diesen Gemeinden mit der armen Fischerbevölkerung bleiben, wo sie jeden vierten Sonntag eine mühsame Reise zur Annexkirche zu machen hatten. Dies hier war durchaus keine Pfarrstelle, um die sich die Bewerber reißen würden.
Es ging die Rede, daß die Stiftskaplans reiche Leute seien, die nicht jeden Schilling so genau ansähen. Sie hatten schon im voraus eine Hausmamsell und zwei Mädchen angestellt; auch für den Gutsbetrieb hatten sie nicht mit Hilfskräften gespart, sondern zwei Knechte gedungen; dazu kam noch der kleine Ferdinand, der frisch und munter überall zugreifen und allerlei Aufträge ausführen sollte. Es berührte die Gemeinde angenehm, daß ihr Pfarrer für so wohlhabend galt. Da würde er es wohl auch mit den Opfern und Gebühren nicht immer so genau nehmen, sondern im Gegenteil selbst den Armen ein wenig helfen. Man war in großer Spannung. Die Pfarrgehilfen und einige andere Fischer waren an den Strand gekommen, sie gingen in ihren großen Stiefeln ...
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Título : Schwärmer
EAN : 9783744869331
Editorial : Books on Demand
Fecha de publicación
: 16/3/23
Formato : ePub
Tamaño del archivo : 1.35 mb
Protección : Aucune
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