Raupach, der bekannte dramatische Dichter, wurde am 21. Mai 1784 in Straupitz bei Liegnitz geboren. Seine Bildung erhielt er auf dem Gymnasium der letzteren Stadt, sowie auf der Universität zu Jena, wo er seit 1801 Theologie studierte. Im Jahr 1804 ging er als Hauslehrer nach Petersburg, privatisierte nach Auflösung dieses Verhältnisses noch einige Jahre daselbst und wurde 1816 Hofrat und als Ordinarius der philosophischen Fakultät bei der dasigen Universität angestellt, womit er im folgenden Jahr das Lehrfach der deutschen Literatur und Geschichte verband. Da indessen seine Ansichten nicht russisch genug waren, musste er in Folge einer über ihn verhängten Untersuchung Russland 1822 verlassen. Er lebte darauf an verschiedenen Orten Deutschlands, machte eine Reise nach Italien, die er in "Hirsemenzels Briefen aus Italien" (1826) beschrieb, und wählte endlich Berlin zur bleibenden Wohnstätte. Er widmete sich fortan ausschließlich seinen dramatischen Arbeiten, die ungemeinen und dauernden Beifall fanden, und hat sich aus deren Ertrag ein Landgut in Schlesien erworben. Im Jahr 1842 wurde Raupach zum geheimen Hofrat ernannt.
Raupachs Produktivität und Vielseitigkeit als dramatischer Dichter sind seit Kotzebue in Deutschland ohne Beispiel. Bereits im Jahr 1836 betrug die Zahl der von ihm verfassten Stücke über 60 und hat sich seitdem noch ansehnlich vermehrt. Die Dramen, so manche Blöße sie der Kritik in künstlerischer Hinsicht bieten, sind durch das innerliche Leben, doch vor den meisten der späteren historischen Tragödien Raupachs ausgezeichnet, in denen sich mehr Virtuosität, mehr dekorativer Glanz und mehr Bühnengeschick, schwerlich aber mehr poetischer Gehalt findet. Auch im Fach des Lustspiels ist Raupach mit viel Glück tätig gewesen, als ein Verstandesmensch, der die Bedürfnisse des Publikums und die Hilfsmittel seiner Kunst genau kennt und jene zu befriedigen, diese geschickt anzuwenden weiß. Dabei fehlt es ihm nicht an Witz, an Laune und ergötzlicher Situationskomik; die Charakteristik ist oft sehr wirksam und ergötzlich und die Persiflage und Satire, ohne in die eigentümlichen Fäulnisse und krankhaften Stellen der Zeit zu schneiden, gelungen und treffend.
Raupach starb 18. März 1852 in Berlin.
(nach Meyer's Groschen-Bibliothek der Deutschen Classiker. 1853. Band 269)