Michael Rannenberg wuchs mit drei Geschwistern in einem Landpfarrhaus in der Lüneburger Heide auf. Die Eltern waren beide engagierte Theolog*innen unterschiedlicher Richtung. Er lernte einen christlichen Glauben der Tat schätzen. Als Heranwachsender distanzierte er sich von der moralischen Enge und konservativen Theologie seines Vaters. Nach dem Abitur entschloss er sich, ein "moderner" Pastor zu werden und ein Christentum von unten und "Kirche für andere" zu praktizieren. Beim Studium der Theologie in Heidelberg, Tübingen und Göttingen politisierte er sich in der 68-er Bewegung und gewann die Erkenntnis, dass Jesus von Nazareth schon vor 2.000 Jahre im Kern seines Evangeliums das Fundament für die Aufstellung der Menschenrechte gelegt hat.
1970 vermählte er sich mit seiner Jugendliebe Dagmar Rannenberg. Nach seiner Ordination zu Pfarrer übernahm er 1974 eine Stelle als Gemeindepastor in Berlin-Moabit. Er arbeitete und lebte mit seiner Frau und zwei Kindern im großen Gemeindepfarrhaus. Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit standen Kinder, Senioren, Obdachlose und Flüchtlinge. Wichtig war ihm, in der Gemeindepraxis zweierlei zu verbinden:
Zum einen in aller Tätigkeit Jesu Auftrag zu befolgen, für Arme und Benachteiligte Partei zu ergreifen. Zum Beispiel veranstaltete er mit einem Team regelmäßig politische Nachtgebete im Horizont von Schöpfungsbewahrung, Gerechtigkeit und Frieden und kooperierte mit alternativen Stadtteilgruppen. Besonders engagierte er sich für eine Romafamilie, die 1995 aus dem Balkan nach Berlin geflüchtet war. Sie wurde 10 Jahre später ins Elend abgeschoben. Danach gelang ihnen erneut die Flucht nach Berlin. Die Mutter und vier Kinder waren unvorstellbar gesundheitsgeschädigt und traumatisiert. So begann seit 2015 ein nicht endender Behördenkampf um Aufenthalt, Wohnung, Arbeit und gesundheitliche Rehabilitation.
Zum anderen hat er viel daran gesetzt, auf Reisen, Feiern, Ausflügen, Festen die Lebensfreude seiner Mitmenschen zu stärken; zusammen mit seinen Kolleg*innen bewältigte er den Kirchenumbau zur breiteren Nutzung, für Stadtteil-öffnung und Kultur in der Kirche.
So wurde Raum für Ausstellungen, Konzerte, Kirchenkindertheater, Bürgerversammlungen und private Feiern geschaffen.
Nach fast 4 Jahrzehnten Gemeindetätigkeit in Moabit ging er langsam in den Ruhestand. Inzwischen ist er nach Steglitz gezogen und weiter gesellschaftspolitisch und ehrenamtlich für Senior*innen in Moabit tätig.
März 2023
Nach 40 Jahren Tätigkeit als kirchen- und gesellschaftskritischer Berliner Pfarrer packte mich als Großvater - je mehr ich meinen Enkeln von meiner Kindheit erzählte - die Lust, meine anregenden und reizvollen jungen Jahre im verschwundenen besonderen Landpfarrhaus der Lüneburger...
Más información