Evald Tang Kristensen
Evald Tang Kristensen (1843-1929) ist von den Museen in Vejle (DK) als "der Welt größter Sammler von Volksüberlieferungen" bezeichnet worden. Diese Einschätzung mag übertrieben klingen, ist aber angesichts einer hinterlassenen Sammlung von 24.000 handgeschriebenen Seiten nicht ganz von der Hand zu weisen. Im Unterschied zu vielen anderen, zum Teil im deutschen Sprachraum bekannteren Sammlern (einschließlich der Brüder Grimm), stützte Tang Kristensen sich dabei nicht auf Mitteilungen anderer, sondern zeichnete die von ihm überlieferten Texte persönlich vor Ort aus dem Munde des Volkes auf. Dabei kam ihm zustatten, dass er aufgrund seiner Herkunft mehrere jütische Mundarten beherrschte. Über viele Jahre durchwanderte er seine Heimat Jütland, also vorwiegend das dänische Festland, bis in den letzten Winkel, zunächst in seiner Freizeit, die ihm als Lehrer blieb. Ab 1888 war er von seinen Unterrichtsverpflichtungen befreit und konnte sich vollständig seiner Sammel- und Herausgebertätigkeit widmen. Sein Ziel war eine möglichst vollständige Erfassung der jütischen Volksdichtung. Auf diese Weise entstanden u.a. Aufzeichnungen von ca. 3000 Volkslie-dern einschließlich 1000 Melodien, 2700 Märchen, 2500 Schwänken und 25.000 Sagen sowie - daraus hervorgehend - eine beträchtliche Anzahl von Büchern. Dennoch ist Tang Kristensen im Nachbarland Deutschland wenig bekannt. Neun seiner Texte hat Klara Stroebe im 1915 erschienenen ersten Teil ihrer "Nordischen Volksmärchen" in deutscher Übersetzung veröffentlicht.
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