Mirlo Verdad
Vor einem halben Jahrhundert begann Mirlos Reise - im katholischen Kindergarten seiner bayerischen Vorortgemeinde. Spielen, Beten, Singen. Wenn dann am Sonntagmorgen die Hostien wieder größer waren als sein Handteller, und die heilige Oblate kaum in den zarten Mund hineinwollte, schwante dem kleinen Mann bereits die unfassbare Weite dieses Themas: Gott! Nach seiner Firmung verschaffte der gymnasiale Biologieunterricht eine kurze Verschnaufpause: Wie leicht es die Evolutionstheorie doch macht, das eigene Denken ab- und die Wissenschaftsgläubigkeit anzuschalten - bis jemand aus der Familie mit einem Kilo wirklich harter Drogen daherkam, dem »Buch der Bücher«!
So wurde aus dem jugendlichen Atheisten ein glühender Verfechter fundamentaler christlicher »Wahrheiten«, welcher achtzehn Lebensjahre damit zubrachte, die Verantwortung von den Schultern seines Schöpfers auf dessen Geschöpfe zu legen. Auch auf seine eigenen natürlich.
Als Mirlos Nacken und seine Seele solch übermenschliche Last nicht mehr zu tragen vermochten, folgte dem unausweichlichen Zusammenbruch ein echter Neuanfang im Denken und Fühlen. Die Blume des freien Geistes wuchs heran und machte sich breit in seinem spannenden Leben. Nun, über zwanzig Jahre später, war es an der Zeit, der erwachsenen Freiheit eine frische Bühne zu schenken - in diesem Roman, mithilfe des einzigen Werkzeugs, welches die Halskrause unserer Antwortlosigkeit ein wenig zu lockern vermag: Um wieder Luft zu bekommen, um das Leben dennoch zu lieben. Es ist der kindlich-entwaffnende Humor eines zutiefst vom Fragen überzeugten Agnostikers.
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